Die Tochter einer Freundin wünschte sich eine rote Prinzessinentorte zum Geburtstag. Glutenfrei sollte sie auch sein. Und da ich keine Tochter habe, freue ich mich darüber, hin und wieder Mädchenkram machen zu können.
Und weil es schon das zweite Kuchenmädchen ist, was ich mache, dachte ich mir, ich mach ein kleines Tutorial dazu. Es empfiehlt sich, schon mal mit Fondant gearbeitet zu haben, bevor man hiermit loslegt. Zumindest sollte man die Grundbegriffe auf der Fondant-Welt zuordnen können (z.B. Rollfondant, Modellierfondant, CMC, Fondant-Werkzeuge usw.). Eine Einführung zu diesen Themen findet man u.a. hier:
- Monika von Tortentante zum Thema Fondant
- Shia von Cake Invasion zum Thema Fondant
- Claudia von Ofenkieker zum Thema Werkzeug
- Monika von Tortentante zum Thema: Wie nähert man sich Thementorten überhaupt?
Die Prinzessinen- bzw. Barbietorte ist wohl die am häufigsten vorkommende Motivtorte im Web. Allerdings wurde ich auch mit den schönsten Exemplaren nicht wirklich warm, da immer eine Barbie im Kuchen steckt und irgendwie machte mich die Vorstellung, der über der Torte schwebenden Plastikhaare nicht wirklich zufrieden.
Da Carlos Lischetti immer wieder auf beeindruckende Weise aufzeigt, was man aus Fondant so alles zaubern kann, wollte ich versuchen, eine Fondant-Prinzessin mit Kuchenkleid zu machen. Carlos gibt in seinem Buch gute Tipps, wie man Gesichter machen kann. Auch Anne von HowToCookThat hat ein gutes Video über Gesichter und Silikonabdrücke. Schöne fertige Gesichtmoulds habe ich nicht gefunden. Also habe ich eine Zwei-Phasen-Silikonmasse aus dem Zahnarztbereich verwendet und einen Gesichtsabdruck von einer Barbie erstellt. Sieht ein wenig martialisch aus, aber es hat gut funktioniert 🙂 Das Gesicht selbst lässt sich sehr gut entnehmen, wenn die Silikonmasse erstmal fest ist.
1. Gesicht und Torso
Das Gesicht und den Orberkörper sollte man einige Tage vorher machen, da das Fondant zwischendurch gut durchtrocknen muss. Entweder Modellierfondant für die Puppe verwenden oder den normalen Rollfondant mit CMC (Carboxymethylcellulose) mischen, damit dieser etwas fester wird.
Das Gesicht sollte einige Zeit in der Form bleiben, damit es gut aushärten kann. Auch der Torso sollte nach Feritgstellung erst einmal gut durchtrocknen. Wer hinten außerdem eine Wölbung für den Poansatz formt, sollte den Torso stehend angelehnt trocknen lassen.
2. Schminken
Wenn das Gesicht einige Stunden getrocknet hat, kann man es rausholen und schminken. Ich schminke immer mit Zahnstochern , weil ich mit so feinen Pinseln nicht gut umgehen kann. Als Farbe bietet sich Gel- oder Pasten-Lebensmittelmittelfarbe an. Wenn diese zu fest sein sollte, kann man sie auf einem Tellerchen mit einem Tropfen Lebensmittelspiritus oder einem Tropfen Wasser verdünnen. (Der Spiritus verdampft vollständig). Bevor man anfängt zu malen, Farbe und Konsistenz auf einem Stück Fondant testen.
Das Schminken finde ich heikel. Man kann ja nichts wegwischen und ein kleiner Fehler kann alles kaputt machen. Wer also zeitlich auf Nummer sicher gehen muss, sollte evtl. zwei Gesichtsabdrücke anfertigen. Oder spontan mit ungeplanten Smokey Eyes leben können 🙂
Auch das Make-Up muss erst mal gut durchtrocknen, bevor man das Gesicht weiterverarbeiten kann.
3. Haare
Langes fließendes Haar ist eher schwierig mit Fondant darzustellen. Daher habe ich mich für einen Hochsteckfrisur entschieden, die Carlos in seinem Buch vorstellt.
Man braucht etwas mehr Fondant als für das Gesicht in der gewünschten Haarfarbe.
Zwischen Dutt und Resthaar kann man ein Haarband legen. Einfach einen kleinen Kreis ausrollen, etwas Wellen und platzieren. Haare ebenfalls fest werden lassen. Den Schaschlikspieß am Torso auf die gewünschte Länge kürzen, ein kleines Stück hautfarbenen Fondant gut zwischen den Fingern durchkneten bis er kleb und auf den Hals setzen. Dann Kopf oben drauf stecken und etwas andrücken. Torso stehend sicher aufbewahren, bis er auf die Torte kommt.
4. Kuchenkleid
Der Kuchen kann 1-2 Tage vor derendgültigen Verarbeitung gebacken werden. Nach Möglichkeit sollte eine Halbkugelform oder eine hitzefeste Schüssel verwendet werden. Im Notfall gehen aber auch mehrere Springformen, aus denen dann unterschiedlich große Kreise ausgeschnitten werden. Allerdings fällt bei dieser Methode extrem viel „Kuchenverschnitt“ an.
Ich verwende hierfür eine Fußballbackform und eine kleine Springform, damit ein höheres Kleid entstehen kann. Diesmal gab es Schokokuchen mit weißer Ganache und Frischkäsecreme.
Wichtig ist, dass die äußere Schicht Creme entweder eine Ganache oder eine Buttercreme ist, da sie mit dem Fondant in Kontakt kommt und Wasserhaltigere Cremes wie Frischkäse lösen das Fondant auf. Bevor der Fondant oben drauf kommt, erneut gut kühlen.
Tipp: Unter die unterste Kuchenscheibe einen Klecks Creme geben, damit der Kuchen nicht rutscht.
5. Kleid anziehen
Je nachdem wie man das Kleid gestalten will, Fondant in den entsprechenden Farben bereit legen und ausrollen. Ich habe vorne Rüschen gemacht, weil es einfacher finde, als das Kleid aus einem Stück Fondant zu gestalten.
Die Blumen mit Wasser oder CMC-Kleber auf dem Kleid besfestigen. Wer keinen Blumenausstecher hat, kann einfach Kreise ausstechen und mit einem Messer von 4 Seiten leciht einschneiden und dann mit dem Kugelwerkzeug etwas andrücken. In die Mitte Zuckerperlen geben.
Die Arme mache ich immer ganz zum Schluss, weil ich sie dann noch formbar sind und ich je nach Kleid entscheiden kann, wie ich sie lege. Wenn man sie mit dem Torso zusammen macht, können sie fest werden und lassen sich dann nicht mehr beliebig positionieren.
So und das war es auch schon 🙂 So sah mein Endergebnis aus.
Ach ja, und das Rezept noch:
- Kuchen:
- 450 g Butter
- 550 g Zucker
- 350 g Schokolade (Zartbitter und Vollmilch zu gleichen Teilen)
- 300 g Mehl (auch glutenfreies funktioniert gut)
- 12 Eier
- 45 g Kakao
- 2 TL Backpulver
- Für Ganache und Creme:
- 6 Tafeln weiße Schokolade
- 210 ml Sahne
- 4 Päckchen Frischkäse
- Backofen auf 130°C vorheizen.
- Eier mit Zucker schaumig schlagen. In der Zwischenzeit Butter und gehackte Schokolade im Topf bei kleiner Hitze schmelzen. Trockene Zutaten alle miteinander vermischen.
- Abwechselnd Eimasse und trockene Zutaten mit der Butter-Schokolade mischen. Der Teig ist relativ flüssig, aber das ist Ok so.
- Kuppelform mit Butter ausstreichen und mit Zucker bestreuen, die kleine Springform mit Backpapier auslegen. Teig in die Backformen geben und backen, bis der Kuchen fest ist, also bis kein Kuchenteig am Holzstäbchen mehr klebt, wenn man in die Mitte einsticht. Bei dem Kuppelkuchen dauert das sehr lange, ca. 90 -120min.
- In der Zwischenzeit die Ganache zubereiten. Schokolade hacken und in eine Rührschüssel geben. Sahne aufkochen und die heiße Sahne über die Schokolade geben. Rühren bis die gesamt Schokolde geschmolzen und die Masse cremig ist. Mindestens 30 min auskühlen lassen.
- Dann jeweils die Hälfte der Ganache in je eine Schüssel geben. Aus der einen Hälfte die Frischkäsecreme machen, in dem der Frischkäse unter die Ganache gerührt wird. Wichtig: erst das Wasser aus der Packung abgießen und nur kurz und mit der Hand unterrühren, sonst wird der Frischkäse flüssig!
- Den ausgekühlten Kuchen in Scheiben schneiden - wie im Tutorial gezeigt. Die Frischkäsecreme zwischen die Kuchenschichten geben.
- Die Ganache dann als Krümelschicht und Fondantunterlage einstreichen
Viel Spaß beim Nachmachen,
Edith
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